Autor:Bonny
Die Sonne stand hoch am Himmel und wärmte die Erde.Die Mustangs grasten ruhig an einer Quelle.Fohlen spielten im Wasser, die Stuten hielten stets ein Auge auf ihre Kleinen.Die Herde war bunt gemischt.Rappen, Falben, Braune, auch hier und da eine Schecke.Nur einer hob sich ab.Starshine, der leuchtend weiße Leithengst, der einzige Schimmel der Mustangs vom Condor Creek.Er stand still wie eine Statue auf einem Hügel und überblickte seine Herde.Sein Fell strahlte, es war sauber und hell.Seine blauen Augen machten ihn perfekt.Ansätze von Vollblutrassen waren zu erkennen, möglicherweise waren seine Vorfahren entkommende Reitpferde.
Er blähte seine rosa Nüstern und schnaubte, bevor er den eleganten Kopf senkte und fraß.Alles schien ruhig.Nach einiger Zeit vernahm Starshine ein summendes Geräusch.Es war ihm unbekannt.Unruhig scharrte er und blickte sich um.Nichts.
Auch die Herde bemerkte seine Anspannung.Das Geräusch wurde zu einem lauten Sirren, bis der Himmel zu poltern anfing.Es sah aus wie ein riesiges gelbes Insekt mit rotierenden silbrigen Schwingen.Eine Maschine, von Menschen gebaut, zum Fliegen gemacht.Den Pferden war es dennoch unbekannt.
Starshine beschloss, es als Gefahr zu sehen, er wieherte schrill, sprang in einem gewaltigen Satz von seinem Aussichtspunkt und jagte über die Ebene.Die Herde war sofort hinter ihm.
Das Poltern wurde lauter, als er sich flüchtig umsah, waren es schon 2 oder sogar 3 dieser Maschinen.Mit ihrem Gesirre teilten sie organisiert die Herde, sie flogen Schlaufen, die Ohren der Pferde waren erfüllt mit diesem Geräusch, sie verloren die Orientierung, bis Starshine allein davon raste.Sie hatten ihn abgetrennt, er rannte um sein Leben.Lange würde er nicht mehr durchhalten.Es kam ihm ewig vor wie er dahinraste, er merkte seine Beine kaum mehr, nur sein Instinkt trieb ihn an.Blut tropfte bereits aus seinen Nüstern, befleckte sein Fell.
Seine Kraft war bald am Ende.Starshine begann zu Stolpern.Nach etlichen Fast-Stürzen, knickte er weg, traf hart auf die Erde, schleuderte einmal um seine eigene Achse und blieb regungslos liegen.
Die Flugmaschinen landeten in einem Kreis um den Schimmelhengst.Mit langen Rohren bewaffnet, kamen sie auf ihn zu.Kurz vor ihm legten sie die Rohre nieder, und banden ihm ein Seil um den Kopf.Es war fest verflochten, aber dennoch auch weich.Daran banden sie noch ein Seil.Starshine atmete schwer, langsam öffnete er die Augen.Er konnte froh sein, dass sich nicht sein Magen verdreht hatte nach dieser halsbrecherischen Rolle.
Er wurde hochgezogen.Mühsam stand er auf, und schleppte sich hinter den Menschen her.Sie banden ihn einfach an einen Baum.Sah er so schwach aus?
Danach gingen sie und setzten sich in einen Kreis, laut gaben sie Laute von sich, die Starshine nicht verstand.
Seine Chance!
Er sammelte all seine Kraft.Er spannte all seine Muskeln aufs Äußerste an, ging einen Schritt vor.Dann warf er den schönen Kopf, blähte die Nüstern, als er rückwärts fiel.Der Strick ziehte an seinem Seil am Kopf, er ließ sich trotzdem weiterfallen, bis es riss.Nichts umfesselte seinen Kopf mehr.Er fiel dumpf auf den Rücken, schlug wild mit den Hufen in der Luft.Die Menschen kamen schreiend angerannt, doch Starshine war schon aufgesprungen und rannte.Rannte ... rannte ... er preschte dahin wie nie zuvor.
Wie dumm sie waren! Einen Mustang einfach so anzubinden! Der Hengst schwor, sich nie wieder von diesen Maschinen irritieren zu lassen.Er wusste es nun besser.
Nach einer halben Ewigkeit blieb er stehen, lauschend spitzte er die Ohren.Er war klatschnass geschwitzt, das Blut hatte sich verwaschen, er prustete.Dann wieherte er.Laut und gellend, markerschütternd.Keine Antwort.
Er wieherte was seine Lungen hergaben.Wo war seine Herde?
Hatte er noch eine, oder war ihnen etwas passiert?Doch dann hörte er es.Laute, freudige Rufe, welche rasch lauter wurden.Am Horizont war ein gescheckter Streifen zu sehen.Wie sie rannten!
Eine Staubwolke umschloss die galoppierenden Mustangs.Starshine tänzelte, wieherte, schnaubte.
Plötzlich standen sie dort.Vor ihm, mit schnellem Atem, nassen Flanken.
Die Fohlen ließen sich niederfallen, und kaum ein Augenschlag verstrich, da schliefen sie schon, die Beine unter sich gezogen, die Nasen auf den Boden aufgesetzt, mit feuchten Fellen.
Starshine begrüßte seine Stuten und ältere Fohlen, einige auch Jährlinge oder Zweijährige.
Er seufzte, stellte sich abseits hin, um wieder wie gewohnt seine Pferde zu überblicken.Schnell kam er wieder zu Atem.
Es polterte im Himmel.Die Maschinen flogen über ihn und den anderen Mustangs.Die Herde wollte flüchten, doch Starshine schnaubte ruhig.Er bäumte sich kerzengerade gen Himmel auf, riss die Augen auf, welches wie blaues Feuer loderten, und wieherte ... nein ... er schrie sie an, sprang in die Luft, wirbelte herum und schlug aus.Er traf auf den Boden auf und blickte wild hinauf.
Die Maschinen zogen ab.Er hatte gewonnen.
Triumph erfüllte ihn.Er hatte alles getan, und gesiegt!
Doch nun war seine Kraft vollkommen weg.Die Stuten waren nun wachsam.Er senkte den kopf, schloss die Augen, und döste weg.Die Sonne trocknete ihre Felle.Sie hatten die Gefahr überwunden.
Die Mustangs vom Condor Creek ....