Autor: Akane
Ich schaute hoch. Fledermäuse flogen durch den sternenklaren Himmel, der unwirklich stark von dem Vollmond beleuchtet wurde. Ich beobachtete die Tiere ein Weilchen, ehe ich mein Blick starr nach vorne richtete. Mein Hexenbesen, den ich nur heute unbemerkt verwenden konnte, wippte leicht in meiner Hand im Auf- und Abgang hin und her.
Mein Name ist Celayla, habe leuchtendes, langes blaues Haar, bin 15 Jahre alt und eine Hexe. Normal gehe ich auf ein Gymnasium, und jedes Jahr zu Halloween ziehe ich als Hexe rum. Zu diesem Tag fällt es auch nicht so auf, wenn man in einem Kostüm und mit Besen rumrennt. Ich fühlte mich sehr wohl in meinen zum Charakter passenden Kleidung.
Als ich an einer Landstraße ankam, schaute ich mich erneut um. Niemand war zu sehen. Ich nahm meinen Besen zwischen die Beine und rannte los. Nach Zirka 5 Sekunden merkte ich, dass ich anfing zu schweben. Ich hob immer schneller ab, und nach einer gefühlten Minute war ich über den Bäumen. Die kühle Nachtluft streichelte meine Beine, die zum Teil nur vom Rock bedeckt waren. Der stetige Wind, der mir entgegen kam, spielte mit meinen Haaren. Ich beobachtete die Welt von oben. Kleine Kinder, die als Gespenster und Monster, sowie auch Hexen verkleidet waren, baten vor jeder Tür um Süßes. Die eine oder andere Katze schlich von einer Straßenseite auf die andere. Sie waren schwarze Schatten, die man kurz im Schein der Straßenlaterne wahrnahm. Über der Realität zu sein, ist einfach nur ein einmaliges Gefühl. Der Gedanke verwirrte mich, das Hexen nicht real sein können. Dabei wäre ich dann der einzige Mensch aus meiner Region wahrscheinlich gewesen , der auf Besen fliegen könnte.
Ich flog weiter Richtung Innenstadt. Einige Menschen schauten meines Weges hoch, wandten dennoch schnell den Blick wieder ab. Heutzutage gibt es Sachen, die per Hightech möglich sind, zum Beispiel präparierte Hexen oder Gestalten auf einem Besen durch die Luft fliegen zu lassen. So etwas verwunderte hier niemanden mehr. Pearldowntown. Das Stadtviertel der Wissenschaftler und Experimente nannte sich das. Werbeslogans flitzten unter mir hin und her, während ich meine Runde flog. Trotz des ganzen Hightechs konnte ich es mir nicht erlauben zu einem anderen Tag außer Halloween rumzufliegen, weil das einfach zu riskant wäre entdeckt zu werden. Weiter ging’s. Für einen kurzen Moment verdunkelte eine Wolke den Mond. Und dann ein Schrei. Ich blickte zur Straße hinunter. Die Slogans zogen weiter ihre Wege, aber einige Menschen guckten dennoch verwirrt um sich. ‚Was..?!’, dachte ich, ehe ich mitkriegte was geschah. Ein riesiger Adler flog auf mich zu. Ich drückte mich gegen meinen Besen, denn nur so begann Sinkflug. Es war knapp. Seine Klauen erwischten trotzdem meinen Hut. Kleine Fetzen rissen sie mit sich. Mit Panik in den Augen geschrieben suchte ich den Himmel ab. Wo ist er, der König der Luft? Erneutes Schreien. Unter mir. Ich blickte schräg und sah, wie er tatsächlich im Steigflug auf mich zukam, den Schnabel weit aufgerissen. Ich zog den Besen mit einem Ruck quer vorne nach oben. Dann kam der Adler angeschossen. Es war wie in Zeitlupe.Seine mächtiges Schultern zeichneten sich unter seinem Federkleid deutlich ab, und seine prachtvollen Flügel, 4 Meter Spannweite von Flügel zu Flügel. Während er an mir vorbei flog blickten seine Augen nach oben zu mir. Eiskalte, gelbe Augen betrachteten mich. Ein Schauergefühl stieg in mir auf.
Ich riss den Besen rum und versuchte so schnell wie möglich von ihm wegzukommen. Wütendes Gezische verfolgte mich. Steigflug, ich schoss nach oben zu den Wolken. Es wurde kälter. Ich zitterte, aber größtenteils aus Angst um mein Leben. Flügelschläge. Ich blickte nach hinten. Mit offenem Maul kam der Adler immer und immer näher. Panik ergriff mein Herz, aber mein Verstand ergriff die Initiative. Ich flog rasch eine Kurve. Der Adler wendete auch, allerdings etwas verwundert über mein Manöver. Ich klemmte den Besen wirklich fest zwischen meinen Beinen, dann lies ich mit beiden Armen los und ‚wedelte’ mit ihnen durch die Luft, ehe ich leise ein paar Wörter aussprach. Es folgte eine Druckwelle, die von meinem Zauber erzeugt wurde, und der Adler wurde einen geschätzten halben Kilometer weit fortgeschleudert. Ich flog zurück zur Stadt, und von dort aus zur Wiese, wo ich langsam wieder auf den Boden aufsetzte. Müde umklammerte ich meinen treuen Flughelfer. Erschöpft schleppte ich mich nach Hause, allerdings war es wohl das spannendste Halloween für eine Hexe eh und je.