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  Könige der Nacht
 

Autor: Akane

Könige der Nacht

 

Mijanor, so hieß die kleine Fledermaus.

Er hatte ein silbernes Brustfell, während das Rückenfell tiefschwarz war. Die Fledermaus kuschelte sich an seine Mutter. Die Kolonie, der Mijanor angehörte, schlief tagsüber in einer Tropfsteinhöhle. Platsch! Ein Tropfen schlug auf dem hartem Höhlenboden auf, der von vielen kleinen gelben Punkten übersät war. Feine Risse zogen sich durch die Decke, weshalb viele dünne Sonnenstrahlen durchschienen. Ein paar Fledermäuse fühlten sich gestört und kletterten zur Seite, wo sie ruhig weiterschliefen. Mijanor blickte sich um. Er stieß ein schnalzendes Geräusch aus. Vor seinen Augen flackerte ein silbernes Bild auf. Vor ihm waren Tausende von Fledermäusen, die seelenruhig kopfüber an der Decke hingen. Bei diesem friedlichem Anblick nickte schlussendlich auch Mijanor weg.

Eine sanfte Stimme weckte ihn. Seine Mutter blickte ihn an. Er verstand. Es ging jetzt raus zur Jagd. Die kleine Fledermaus nickte. Heute würde er zum ersten Mal alleine fliegen, ohne sich an seiner Mutter zu klammern. Sie hatte ihm schon viele Male gezeigt wie man startet und landet. Sie warf sich in die Luft. Mijanor tat es ihr gleich. Gemeinsam flatterten sie aus der Höhle. Die Luft war bereits übersät von vielen, ob kleinen oder großen, Punkten. Viele von ihnen waren seine Verwandte. Mitten im Getümmel war eine große, bronzefarbene  Fledermaus. Felian, so hieß die Anführerin der Kolonie. Sie bestimmte, wo es hinging. Ein überaus großer Nachtfalter flog knapp an Mijanor vorbei. Er schraubte sich weiter hoch in die Luft, nahm eine rasche 180° Drehung vor und erwischte den Falter. Auch wenn das Insekt zwar halb so groß wie die Fledermaus selbst war, satt war Mijanor noch lange nicht. Er sah sich um. Die Kolonie nahm inzwischen Kurs nach Westen zum Fluss. Die kleine Fledermaus flatterte schnell hinterher. Er holte noch seine Mutter ein, die am Rande wartete. Gemeinsam segelten sie weiter.

Der Mond spiegelte sich im Wasser, während die Fledermäuse eifrig tranken. Sie mussten sich beeilen, weil ihre natürlichen Feinde, die Eulen, jederzeit kommen könnten.

Mijanor trank ebenfalls vom seichtem Wasser. Es schmeckte nach Salz, aber das störte nicht.

Frösche quakten von der anderen Uferseite aus. Hin und wieder hörte man auch die Rufe einer Nachtigall, während das ununterbrochene Zirpen der Grillen die Nacht mit Klängen erfüllte.

Felian war als erste fertig und flatterte vom Ufer weg. Sie verschwand im Wald. Auch andere Fledermäuse erhoben sich und flatterten ebenfalls rein. Mijanor verstand: Jetzt ging es auf zur Jagd. Er schwang sich in die Luft und folgte ihnen...

Langsam ging der Mond unter. Die ersten Sonnenstrahlen brachte den Tau auf den Blättern zum Leuchten. Es wurde Zeit. Mijanor sah seine Mutter von einem Baum abspringen und Richtung Osten segeln. Ihr Sohn flatterte hinterher. Er hatte sich über Nacht reichlich vollgefressen. Mindestens 20 Nachtfalter mussten daran glauben.

Die Tropfsteinhöhle kam in Sicht. Mijanor flatterte rein und benutzte sein Echosehen. Wieder wurde die Welt in Silber getaucht. Er machte seine Mutter ausfindig. Er segelte auf sie zu, ließ sich kopfüber neben ihr nieder und schlief erschöpft ein...


 
 
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